Mitten im Pazifischen Ozean liegt Rapa Nui, der „Nabel der Welt“. Knapp 3800km vom Festland und gut 4200km von Tahiti entfernt, gilt die Osterinsel als der Ort auf der Erde, der am weitesten von einem anderen bewohnten Ort entfernt ist. Lange vom Rest der Welt isoliert, birgt diese nicht einmal 25km lange und breite Insel eine reichhaltige Geschichte, Kunst und Sprache. Die Insel hat die Form eines Dreiecks mit erloschenen Vulkankegeln an jeder der drei Inselspitzen. Wegen ihrer geringen Größe und dem reichhaltigen Kulturerbe wirkt die gesamte Insel heute wie eine Art Freilichtmuseum mit ca. 1000 Moais (Statuen), Kultstätten und alten Höhlenbehausungen, die zur Besichtigung offen stehen. Ein großer Teil der Osterinsel ist heute Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe.
Entstanden ist die Osterinsel vor etwa 3 Mio. Jahren durch drei Unterseevulkane, die unter der Nazca-Platte ausbrachen und deren Lavaströme zu einem über den Meeresspiegel herausragenden Dreieck zusammenfloßen. Weitere Ausbrüche in der Mitte des Dreiecks füllten es zu einer festen Insel aus. Der höchste Berg der Insel, der „Terevaka“ mag mit seinen 501m eher zu den Hügeln zählen, jedoch mißt der Teil, der unter Wasser liegt, 3000m. Die Landschaft der Osterinsel ist heute von vielen erloschenen Vulkankratern geprägt. Es gibt auf der Osterinsel keine Bäche oder Flüsse; jedoch drei Regenwasserseen in Kratern. Das Trinkwasser wird aus dem Grundwasser gewonnen. Dieses wird das ganze Jahr über durch ausgiebige Regenfälle gespeist. Die Temperaturen sind subtropisch und es gibt keine ausgeprägten Jahreszeiten, so daß sich eine Reise das ganze Jahr über lohnt. Die Monate Mai bis Oktober sind etwas kühler als die Monate November bis April, der meiste Niederschlag fällt im April und Mai.
Der Legende nach brach der polynesische König Hotu Matua ca. 700 v.Chr. mit einigen hundert Gefolgsleuten hierher auf. Der Grund für das Verlassen der Heimat variiert je nach Version der Legende, mal ist es ein Streit mit dem Bruder, mal mit einem anderen König. Wissenschaftler halten Überbevölkerung der alten Heimat für wahrscheinlich. Die Neuankömmlinge lebten in Höhlen, fischten, züchteten Hühner und kultivierten mitgebrachte Kartoffeln, Zuckerrohr und Bananen. Jedes Jahr Ende Januar wird der Ankunft der ersten Inselbewohner mit einem großen Fest gedacht. In der Isolation entstand auf der Osterinsel eine einzigartige Kultur: Im Laufe der Generationen entwickelten sich unter den Nachfahren Hotu Matuas verschiedene Stämme sowie ein hierarchisches Klassensystem. Vom 5. bis zum 19. Jh. wurden so genannte Ahus erbaut, große Steinplattformen mit darunter befindlichen Begräbnisstätten. Darauf wurden die berühmten Moai-Figuren, Repräsentanten der weisen Vorfahren, aufgestellt. Neben den Ahus hatte der jeweilige Stamm ein Gemeinschaftshaus. Im 16. und 17. Jh. kam es jedoch zu einer Krise: Die ursprüngliche Vegetation war vollkommen abgeholzt worden; noch heute ist die Insel eine Graslandschaft. Die Herstellung immer aufwändigerer Moai hatte viele Ressourcen gebunden und die Nahrung war für die immer zahlreichere Bevölkerung knapp geworden. In der Folge kam es zu kriegerischen Handlungen unter den Stämmen und alle Moai wurden umgestürzt. So findet man die meisten auch heute noch vor, denn nur einige wurden wieder aufgerichtet. In der Krisenzeit entwickelte sich eine besondere Fruchtbarkeitsverehrung, aus der der Vogelmenschenkult hervorging. Als die Niederländer am Ostersonntag 1722 als erste Europäer die Insel entdeckten, nannten sie sie schlicht „Osterinsel“. Seit 1888 gehört sie offiziell zu Chile.
Highlights
Hanga Roa ist zugleich Haupstadt und einzige Stadt überhaupt auf der Osterinsel. Fast alle der knapp 3500 Insulaner leben hier. Hanga Roa ist ein beschauliches, touristisches Städtchen im Grünen; das Leben spielt sich um die Markthalle herum ab. Besonders sehenswert ist die Kirche, in deren kunstvollen Holzschnitzereien sich katholische und lokale Elemente vermischen. Bei Tahai („Wo sich die Sonne versteckt“) gibt es drei restaurierte Ahus mit wiederaufgerichteten Moais. Auf einem davon steht Ko Te Riku, die einzige „sehende“ Statue auf der ganzen Insel, ihre Ausgen bestehen aus weißer Koralle und schwarzem Obsidian.
Orongo ist eine Zeremonienstätte mit kleinen Steinhäusern, direkt am Krater des Vulkanes Ranu Kau. Der Kraterrand ist 324m hoch, der Krater selbst mißt über 1,5km im Durchmesser. Von oben bietet sich ein spektakulärer Ausblick über das Meer und die drei Motus. Diese Inselchen waren während des Vogelmenschenkultes, der von Orongo aus abgehalten wurde, das Ziel der auserwählten jungen Männer. Einer pro Stamm machte sich schwimmend und kletternd zu den Motus auf, um das erste Schwalbenei des Jahres zu stehlen. Der Siegerclan stellte für ein Jahr den König von ganz Rapa Nui.
Am Vulkan Ranu Raraku liegt die wohl interessanteste Sehenswürdigkeit der Osterinsel, die Moai-Werkstatt. Im Steinbruch von Rano Raraku wurden die Moais aus dem massiven Fels gemeißelt. Überall an den Berghängen des Vulkans liegen die gigantischen Figuren verstreut, fertig zum Abtransport, der nie erfolgte. Weiter oben findet man noch mehr Moais in verschiedensten Stadien der Fertigstellung, teilweise noch mit dem Fels verbunden, als wären sie vom einen auf den anderen Tag verlassen worden. Ein Aufstieg auf den Kraterrand lohnt sich, denn im Kraterinneren liegen weitere Moais und der Blick über den Kratersee ist vor allem bei Sonnenuntergang wunderschön. In der Nähe befindet sich der Ahu Tongariki, der größte und vielleicht schönste der Ahus. 15 wieder aufgerichtete Moai trohnen auf ihm und schauen auf ihre Insel, den Ozean im Rücken.
Im Norden der Osterinsel liegt der Strand Anakena, an dem König Hotu Matua mit den ersten Siedlern an Land gegangen war. Der Sand ist weiß und dort angepflanzte Kokospalmen verwandeln ihn in den Traum eines jeden Urlaubers. Anakena ist der einzige zum baden geeignete Strand der Insel. Kein Wunder, daß hier die Königsfamilien wohnten und den anderen Inselbewohnern nur zu besonderen Ereignissen den Zutritt gestatteten. Etwas weiter östlich von Anakena liegt der Ahu Te Pito Kura. Hier befindet sich Te Pito Kura, („der rote Nabel“), ein großer, runder, glatter Stein, angeblich mit magischen Kräften ausgestattet. Der Legende brachte ihn König Hotu Matua höchstpersönlich mit. Auf dem Ahu Te Pito Kura stand einst der mit 10m größte je aufgerichtete Moai.