Die chilenische Seenregion erstreckt sich geographisch in etwa von Temuco bis ins etwa 350 km südlich gelegene Puerto Montt. Die vielen Seen sind alle Gletscherseen, große Becken, die die Andengletscher einst in die Landschaft gegraben und dann bei ihrem Rückzug mit Wasser gefüllt haben. In der Nähe von Puerto Montt belegen uralte Siedlungsspuren, dass bereits vor 12.500 Jahren Menschen hier als Jäger und Sammler gelebt haben.
Das Klima mag dem mitteleuropäischen Reisenden sehr vertraut vorkommen: gemäßigt und niederschlagsreich. Von Nord nach Süd wird es immer kühler und regenreicher. In Puerto Montt liegt die Jahresmitteltemperatur bei 11º; im Sommer kann sie tagsüber 25ºC erreichen, im Winter nachts um die 5ºC. Die Niederschlagsmenge liegt um die 1900mm pro Jahr, wobei es im Sommer glücklicherweise weniger regnet.
Zwischen den vielen Seen erstrecken sich Berg- und Hügellandschaften mit endlos erscheinenden, unberührten kalten Nebelregenwäldern. Hier finden sich auch die unter strengem Schutz stehenden „Alerce“-Bäume, gigantische Koniferen die kerzengerade in den Himmel ragen und mehrere tausend Jahre alt werden können. Ihr Holz ist extrem widerstandsfähig, weswegen sie zur Zeit der Besiedlung als Baumaterial genutzt und somit sehr selten wurden.
Das Gebiet um Temuco wird wegen der vielen Araukarienbäume, die in den Höhenlagen wachsen, „Araucanía“ genannt. Diese Gegend wurde von den Mapuche erbittert und lange Zeit auch mit Erfolg gegen die Europäer verteidigt. Auch heute noch ist die Araucanía das Zentrum der Mapuchekultur und die Region mit dem höchsten Anteil an indigener Bevölkerung in Chile.
„Mapuche“ bedeutet „Menschen der Erde“ (mapu=Erde, che=Mensch). Die Mapuche bewohnten ursprünglich das ganze Gebiet zwischen dem „kleinen Norden“ Chiles und der Insel Chiloé. Sie lebten je nach Region sehr naturverbunden als Ackerbauern und Fischer oder Jäger in „Rukas“, großen, fensterlosen Häusern aus Holz und Schilf. Noch heute sind sie bekannt für ihre Handwerkskunst, vor allem als Silberschmiede und Weber.
Die Seenregion war das Hauptsiedlungsgebiet von Einwanderern aus Deutschland und Österreich-Ungarn, die ab Mitte des 19. Jh. dort angesiedelt wurden. Der Kolonisationsbeauftragte Vicente Perez Rosales warb ab 1845 Handwerker und andere Menschen mit guter Ausbildung aus Deutschland für eine Ansiedlung in Chile an. Da die Revolution von 1848/49 in Deutschland nicht in der von vielen erhofften Republik mündete, lockte die Aussicht auf ein neues Leben in Übersee zahlreiche enttäuschte Deutsche an. Den Einfluss dieser Siedler bemerkt man noch heute stark – in Architektur, Küche, Sprache und anderen Lebensbereichen.
Die sagenumwobene Insel Chiloé liegt südöstlich von Puerto Montt im Pazifik und ist Chiles zweitgrößte Insel nach Feuerland, zum Archipel gehören viele kleine Inselchen. Bauern und Fischer leben oft noch auf traditionelle Weise in malerischen Dörfern, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Die Landschaft ist saftig grün und bei Sonnenschein leuchten die bunt gestrichenen Holzhäuschen und Fischerboote in den schönsten Farben. Chiloé war lange Zeit weitgehend vom Festland isoliert, sodass sich bis heute ganz urtümliche Traditionen, Mythen und Legenden erhalten haben. Markenzeichen der Insel sind die vielen Holzkirchen, die ohne einen einzigen Metallnagel oder Schraube auskommen und im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Die Inselhauptstadt Castro ist für ihre „Palafitos“ berühmt, Pfahlbauten über dem Wasser.
Beim Wandern, Klettern, Raften, Reiten, Segeln, Kayaken, Angeln, Entspannen in Thermalquellen und und… erlebt man zwischen der Araucanía und Chiloé eine großartige Szenerie und eine ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt. Zwischen den vielen schneebedeckten Vulkankegeln fühlt man sich leicht wie in einer Märchenlandschaft. Auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten: gekocht wird mit dem Besten, was Meer und Seen zu bieten haben: Lachse, Forellen, Krebse, Muscheln, Königskrabben, Austern…